Sonntag,
9. Dezember 2007, 17h00 (Einführung: 15h30)
Konzert
in der ref. Kirche Richterswil
Katharina Bereuter - Blockflöte, Armin Bereuter - Gambe,
Nicolas Rihs - Fagott,
Bernd Schöpflin - Kontrabass, Gaudenz Tscharner - Cembalo
und Orgel
Aus
der Tiefe
Werke
von:
Johann Sebastian
Bach & Georg
Philipp Telemann
Tiefe mit Leichtigkeit
und Scharm verbinden
Auf den tiefen Bass bezieht
sich die hohe Melodie seit dem Generalbasszeitalter, dem
Barock. Die grösseren Instrumente spielen den Bass
- die Melodiestimme wird einem höher klingenden Instrument
übertragen. Das Fagott ist ein Bassinstrument. Mit
seinem hohen Register ist es in der Lage auch die Melodie
zu spielen. Der tiefe obertonreiche Klang der Viola da gamba
setzt sich mühelos vom Begleitsatz ab und ist melodieträchtig.
Der Kontrabass, der solide harmonische Grund, garantiert
auch den metrischen Bezug. Das Clavicembalo und die Flöte
verleihen dieser Tiefe Leichtigkeit und Scharm.
Johann Sebastian Bachs
3. Gambensonate BWV 1029 steht im Duktus ihrer Aussensätze
den Brandenburgischen Konzerten nahe. Sie ist eine Transkription
eines früheren Werkes anderer Besetzung. Den Mittelsatz
finden wir in seinem Präludium und Fuge BWV 545 für
Orgel. Die musikalische Substanz wird auch bei der Übertragung
der obligaten Cembalostimme auf die Flöte nicht angetastet.
Der Mittelsatz seiner
Triosonate für Orgel BWV 527 hat Bach im Konzert für
Flöte und Violine BWV 1044 in a-moll wieder verwendet.
Ebenfalls Mozart zitiert ihn in seinem Streichtrio KV 404.
Eine andere bachsche Orgeltriosonate erscheint in der Kantate
BWV 76 in der Besetzung für Gambe und Oboe d'amore.
In unserer Instrumentierung werden die beiden obligaten
Stimmen der Gambe und dem Fagott zugeteilt und der Basso
continuo dem Cembalo und Kontrabass übertragen.
In mehreren Sonaten überlässt
Telemann die Besetzung einer Flötenstimme dem zwei
Oktaven tiefer klingenden Fagott. Im 7. Pariser Quartett
mit solistischer Flöte und Gambe übernimmt nun
das Fagott den Violinpart. Diese Suite im französischem
Stil hatte in Paris grossen Zuspruch und auf der Liste der
Subskribenten finden wir ebenfalls den Namen des berühmten
J.S.Bach.
"Aus der Tiefe",
Johann Sebastian Bachs bekannte Kantate BWV 131, ein meisterhaftes
Jugendwerk, ist der würdige Rahmen und programmatische
Leitfaden. Die aparte Instrumentierung mit Flöte, Viola
da Gamba, Fagott, Kontrabass und Cembalo verleiht diesem
Werk auch akustischen Tiefgang.
In die Tiefe musst du
steigen - soll sich dir das Wesen zeigen (Schiller)
Aargauer Zeitung
16.02.04
Ein
musikalisches Erlebnis mit viel Tiefgang
Brugg
Die Zuhörerinnen und Zuhörer erlebten am Samstag
eine Abendmusik der besonderen Art
Wer gewohnheitsmässig
die samstägliche Abendmusik in der Brugger Stadtkirche
besucht, macht dies im Wissen um eine musikalische Bereicherung
und eine sinnvolle Einstimmung auf den Sonntag. "Predigten"
mit Musik ist man oft geneigt zu sagen, denn die musikalische
Ausdruckskraft entspricht der Vielseitigkeit des gepredigten
Wortes. Dies war auch am vergangenen Samstagabend nicht
anders, und dennoch erlebten die zahlreich erschienenen
Besucher eine besonders eindrückliche Feierstunde.
Die Überschrift "Aus der Tiefe" bezog sich
auf die tiefe Stimmung der Hauptinstrumente, Cembalo, Orgel
und Kontrabass. Sie spielen in der Barockmusik, vor allem
in den Werken Johann Sebastian Bachs eine Hauptrolle und
sie waren in jedem Stück präsent. Dass sich dazu
Fagott, Blockflöte und, Gambe gesellten, war schon
eine eher ungewöhnliche Zusammensetzung, und wie sich
Organist Gaudenz Tscharner zu Beginn ausdrückte, "ein
Experiment". Letzteres bezog sich auch auf die Tatsache,
dass alle Werke als Bearbeitungen für die erwähnten
Instrumente zu hören waren. So etwas ist meist gewöhnungsbedürftig,
und so harrte man gespannt der Töne und Klänge
des musizierenden Ensembles. Zu ihm gehörten Gaudenz
Tscharner am Cembalo und am Orgelpositiv, Ivo Schmid, Kontrabass,
Nicolas Rihs, Fagott, Armin Bereuter, Gambe, und Katharina
Bereuter, Blockflöte.
Akustisch
aparter Tiefgang
Johann Sebastian Bachs Kantate "Aus der Tiefe
ruf ich, Herr, zu dir" bildete nicht nur den programmatischen
Leitfaden, sondern auch den musikalischen Rahmen, in welchen
die weiteren Werke eingebunden waren. An die Ungewöhnlichkeit
des instrumentalen Arrangements musste man sich kaum gewöhnen
- so wohlklingend und die Ohren umschmeichelnd kamen die
einzelnen Werke daher. Doch nicht nur das Ohr, auch das
Auge wurde mit Ungewöhnlichem verwöhnt: Dem Musizieren
von Armin Bereuter auf der Gambe, der so genannten Kniegeige,
zuzusehen, war ein Erlebnis. Das äusserlich schöne
Instrument "bearbeitete" er mit eleganter Phrasierung
und äusserst musikantischem Schwung. Das Fagott als
leichtfüssiges und vornehm zurückhaltendes Instrument
zu behandeln, ist eine Kunst welche Nicolas Rihs vollendet
beherrscht. Da war nichts zu hören von holpriger Komik,
mit welcher dieses Instrument oft gleichgestellt
wird. In allen aufgeführten Werken bestach das Fagott
durch sein geschmeidiges und federleichtes Spiel und durch
die Rolle als wichtiges aber nie dominantes Instrument.
Ergriffene
Stille zum Schluss
Vertrauter ist uns der Klang der Blockflöte, welche
von Katharina Bereuter virtuos gespielt wurde und sich ausgezeichnet
in den ungewöhnlichen Instrumentenmix einfügte.
Jedes gut gelungene Konzert ist immer ein Verdienst des
ganzen Ensembles, und so stand die Freude über das
gelungene Experiment in den Gesichtern aller Mitwirkenden.
Dennoch wurde der Bitte um Stille entsprochen und anstelle
von Applaus machte sich ein Gefühl von dankbarer Ergriffenheit
im Kirchenraum breit.
(ms)