27. November 2005, 17.00 Uhr
Kirche Biel-Benken
let’s
play
soli e duetti
von George Gershwin zu Igor
Strawinsky
Transkriptionen und Improvisationen
Ales Koblízek
- Saxophon / Klarinette
Nicolas Rihs – Fagott
/ Dulzian
Klassische Musiker, machen
sich über den Jazz her
Den Jazz in der Klassik hat wohl
niemand so salon- bzw. konzertfähig gemacht wie der
amerikanische Komponist George Gershwin
(1898-1937). Dieser neue Stil entpuppte sich für die
amerikanische Musik als identitätsstiftend. Jazz war
aber auch die große Entdeckung für viele junge
französische Komponisten der 20er Jahre, für Igor
Strawinsky (1882-1971) und Francis Poulenc,
aber auch für Boris Blacher und vielleicht
sogar für Edison Denisov.
George Gershwin,
etablierte den Jazz in der Kunstmusik - das Musical, die
amerikanische Operette, eroberte die Bühne. Der Sohn
armer jüdischer Einwanderer setzte auf die Unterhaltungsmusik,
um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Doch nebenher studierte
er Bachs „Wohltemperiertes Klavier“ und spätromantische
Konzerte. Mit Arnold Schönberg war er befreundet, Interesse
zeigte er vor allem an den Werken der französischen
beziehungsweise in Frankreich lebenden Komponisten seiner
Generation: Francis Poulenc und Igor Strawinsky. Aus diesen
unterschiedlichsten Einflüssen entwickelte Gershwin
eine eigene Musiksprache zwischen Jazz, Klassik und traditionellen
Elementen, die er neu komponierte und nicht einfach übernahm.
Für Strawinsky
war der Jazz das, was ungarische Tänze und Volkslieder
für Brahms oder Bartok waren: Würze, die Präsenz
einer archaischen Vitalität in einer von Décadence
und Über-Differenziertheit bedrohten Hochkultur, vielleicht
auch Distinktionsgewinn oder das, was die Surrealisten „Schock“
nannten.
Alles andere als eine kleine, romantische Erzählung
ist die Konzertsuite »Histoire du Soldat« aus
dem Jahr 1918, mit der erstmals Elemente aus dem Jazz in
die europäische Kunstmusik einziehen. Kriegsbedingt
hatte Strawinsky die neue Musik zwar noch nie gehört
- er kannte sie lediglich aus Noten-Ausgaben - komponierte
aber für die Sparbesetzung jazzgemäß virtuose
Anforderungen. Traditionelle Märsche, Tänze und
Choräle reiben sich mit einer Musik voll ironischer
Distanz.
Diebstahl und Stilleben
Ein Medley aus “I got rhythm”
von George Gershwin, für Saxophon
und Fagott, eingerichtet von Ales Koblizek, bildet zusammen
mit Igor Strawinskys Tanzsuite aus der
„Histoire du soldat“ in einer Transkription
von Nicolas Rihs, den soliden Rahmen.
Die beiden Musiker porträtieren mit illustren lmprovisationen
ausgewählte Werke - nicht ohne jazzige Einflüsse
oder Anliegen – let’s play.